OHRENKRATZER e.V.

Kooperative für Neue Musik


Im Jahre 1995 wurde in Kassel von Hans Tammen (jetzt in New York lebend) und Martin Speicher
die Gruppe QNH - Gruppe für akustische Kommunikation gegründet.
In ihrer Reihe LOFT MUSIC präsentierten sie Jahr für Jahr etliche Konzerte mit Musik aus den Bereichen der Neuen Musik,
 der Neuen Improvisierten Musik, des zeitgenössischen Jazz und Free Jazz.

Gemeinsam mit dem Bildhauer Eugen Wolf ("mache sauber und koche...") setzten sie sich für die Möglichkeit ein,
durch kontinuierliche Arbeit eine nicht gerade publikumsverwöhnte Musik an die Öffentlichkeit zu bringen.

Teil dieser Arbeit war und ist der Versuch, den Kontakt zu anderen Künsten - Tanz, Wort, Licht... - zu knüpfen.
Eine wichtige Rolle spielte deshalb im Rahmen der LOFT MUSIC auch die Mitarbeit der Tänzerin Bettina Helmrich.
Gemeinsame größere Produktionen waren die mehrstündigen bzw. mehrtätigen Projekte DIFFERENT DENSITIES I - IV der vergangenen Jahre.


Der Reiz dieser Konzertreihe lag aber nicht zuletzt am außergewöhnlichen Ort ihrer Präsentation:
der Werkstatt  von Eugen Wolf in der alten SALZMANN-Fabrik in Kassel-Bettenhausen.

Es war uns immer klar:
aussergewöhnliche Musik braucht aussergewöhnliche Räume, Räume,
in denen von vorneherein klar ist, daß hier Überraschendes geboten wird.

Hier wurde der enge Kontakt zwischen Künstlerinnen und Publikum zu einer dauerhaften und anregenden Auseinandersetzung.

Mit dem Ende der Salzmann-Fabrik als Ort der Arbeit für viele Mieter musste nach Alternativen gesucht werden.

2008 wurde von Ulrike Lentz und Martin Speicher die Kooperative für Neue Musik mit dem Titel OHRENKRATZER gegründet,
2010 konnte sie als gemeinnütziger Verein eingetragen werden.

In den 20 Jahren dieser Arbeit in Kassel wurden von uns unter hohem ideellen und finanziellen Einsatz
über 230 Konzerte veranstaltet.


Es ging uns immer darum, die vielfältigen Überlappungen zwischen Komposition und Improvisation
in der zeitgenössischen Musik zu Bewußtsein zu bringen,
gleichzeitig jene immense Fülle kreativer Musikerinnen und Musiker zu präsentieren,
die, fernab des klassischen oder popmusikalischen Mainstreams,
ihre autonomen künstlerischen Absichten im Kontext freier Improvisationen darstellen.

Zeitgenössische Musik ist an Musiker wie Zuhörer gleichermaßen die Aufforderung,
sich auf das Hörabenteuer ästhetischer Prozesse einzulassen.
Sie zeigt genau das Potential, das Menschen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu entfalten in der Lage sind.
Nichts ist fataler und für die Entwicklung von Menschen und ihrer Kunst beschämender
als diese Potentiale aus Gründen der Bequemlichkeit, der Unaufmerksamkeit,
der fehlenden emotionalen und geistigen Sensibilität ins Abseits einer Gesellschaft zu befördern,
die sich ihre Selbstkastration unter dem Deckmantel der Quote auch noch als demokratische Errungenschaft zugute hält.

Der Vergnügungen sind viele. Unsere Zeit ist voll davon bis zum Bersten.
Selten aber sind diese Vergnügungen dem Stand der künstlerischen Möglichkeiten adäquat.
Hier würden wir uns freuen, wenn es uns gelänge, dem eh schon Verbreiteten und im Dauerfeuer der Werbung
nur allzu Bekannten ein bißchen Raum zu nehmen und für die Darstellung der wirklichen Besonderheiten
künstlerischer Arbeiten hier in dieser Stadt zu reservieren.

Kassel ist eine Stadt wie viele - und wie viele abhängig von der Pflege der Vergangenheit.
Herkules, Brüder-Grimm, Louis Spohr, Museen,Theater:
die bürgerliche Kultur lebt ihre Vergangenheit.

Zum Ausgleich gibts den Mainstream aus allen Rohren von Musik bis Comedy.
Zeitgenossenschaft, die als kritische ihrem Namen Ehre machen würde, ist selten.

Es geht nicht darum, die Asche der Vergangenheit weiterzugeben, sondern das Feuer.



Wir würden uns freuen, wenn wir mit unserer Arbeit jene Wertschätzung in konkreter und auch kritischer Form erfahren würden,
die die darbietenden Künstlerinnen und Künstler sich durch ihre Arbeit längst verdient haben.


WILLKOMMEN BEI OHRENKRATZER - DER KOOPERATIVE FÜR NEUE MUSIK!






SATZUNG DES VEREINS